19. Januar 2021
Bauwirtschaft appelliert an Politik, Baustellen offen zu halten
Der Bau stützt die Gesamtwirtschaft und stellt keine Gefährdung dar
Stuttgart. Anlässlich der heutigen Beratungen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten zur Verschärfung des aktuellen Lockdowns appelliert die Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg an die Politik, die bislang stabile Baukonjunktur im Land nicht zu gefährden. „Trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie ist es notwendig, die Bauaktivitäten aufrechtzuerhalten. Insbesondere die Verkehrsinfrastruktur und die Versorgungssicherheit in systemrelevanten Bereichen wie Energie, Wasser, Breitbandverkabelung und Telekommunikation sind für das Funktionieren unserer Gesellschaft in Krisenzeiten unabdingbar“, erklärt Bernhard Sänger, Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft.undefined
Doch auch der Wohnungsbau dürfe trotz der Beschränkungen des öffentlichen Lebens nicht lahmgelegt werden. „Dieser Markt ist einer der wenigen Bausparten, die mitten in der Corona-Krise zusätzliche Impulse bzw. Folgeaufträge generiert hat und damit zu einem wichtigen Stabilitätsanker für die Gesamtwirtschaft wurde. Das darf nicht gefährdet werden!“ Sänger verweist in diesem Zusammenhang auf das niedrige Ansteckungsrisiko auf den Baustellen, da viele Arbeiten im Freien stattfinden. Aber auch im Innenausbau ist die Infektionsgefahr gering. Dazu Rainer König, Vizepräsident der Landesvereinigung und zugleich Vorsitzender des Stuckateurverbandes Baden-Württemberg: „Schon heute arbeiten unsere Leute im Innenausbau überall mit Masken und in kleinen, immer gleichen Teams. Selbstverständlich wird auch hier auf Abstand und gute Durchlüftung geachtet. Das stellt im Rohbau ohnehin kein Problem dar, weil in der Regel Fenster und Türen noch nicht eingebaut sind. Hier ist Dauerdurchzug sozusagen garantiert.“
Gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau) sorgt die Arbeitgeberseite außerdem dafür, dass die Mitarbeiter auf den Baustellen künftig mit FFP2-Masken ausgestattet werden. Bereits seit Beginn der Pandemie hat die Bauwirtschaft ein mit der Berufsgenossenschaft erarbeitetes, gut funktionierendes Hygienekonzept zum Infektionsschutz auf den Baustellen im Einsatz. So wurden die Fahrten von und zur Baustelle umorganisiert, die Anzahl der Fahrzeuginsassen deutlich reduziert. Mit Ausnahme des Fahrers besteht für alle Insassen Maskenpflicht. Versetzte Pausenzeiten, das Lüften und Desinfizieren der Pausenräume sind genauso verpflichtend, wie umfassende Handhygiene. Dafür wurde der Standard der vorzuhaltenden Waschgelegenheiten und Desinfektionsmöglichkeiten vor Ort erhöht. Alle Hinweise sind außerdem auf zahlreichen Plakaten bebildert und leicht verständlich in fast 20 Sprachen verfasst.
„Bis jetzt hat dieses Konzept gut funktioniert“, betont Baupräsident Bernhard Sänger. „Weder die Infektionszahlen noch die Krankenquote sind in der Bauwirtschaft bislang auffällig geworden. Auch die BG Bau erteilt über 70 % unserer Betriebe gute Noten bei der Umsetzung der Maßnahmen. Dazu finden regelmäßige Kontrollen auf den Baustellen statt.“ Den Vorwurf, dass im Winter die Arbeiten generell nach innen verlagert würden und diese in Zeiten der Corona-Pandemie gefährlicher seien, könne er so nicht nachvollziehen. In der Bauwirtschaft gäbe es in den Wintermonaten außerdem das Instrument des Saison-Kurzarbeitergeldes. „Wir haben starke Anzeichen dafür, dass viele Unternehmen dieses Instrument in der Wintersaison 2020/2021 nutzen und deshalb ihre Mitarbeiter in der aktuellen Schlechtwetterzeit weitgehend gar nicht oder weniger arbeiten.“
Der Geschäftsführer der Landesvereinigung, Thomas Möller, verweist zudem darauf, dass in den überbetrieblichen Ausbildungszentren der Bauwirtschaft das Thema Arbeitsschutz und Corona-Prävention ganz oben auf der Prioritätenliste stehen: „Die Gesundheit unserer Lehrlinge bzw. Mitarbeiter ist das wichtigste Gut. Das lernen die Azubis schon während ihrer Ausbildung. Leider sind unsere Bildungszentren in Baden-Württemberg - im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern - derzeit geschlossen. Sicheres Arbeiten auf den Baustellen gerade in der Corona-Pandemie wird natürlich auch nach Wiedereröffnung der Zentren ein wesentlicher Ausbildungsaspekt sein.“